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“Zusammen mit dem Stift in der Hand, der über das Papier oder Tablet gleitet und Neues in Bildern entstehen lässt, wird die Barriere, werden Ängste überwunden und wird Freiraum für Innovation geschaffen.“
Dipl.-Ing. Miriam Hamel über Visual Design Thinking

Gemeinsam kreativ sein – das geht am besten mit den richtigen Methoden. Hierzu haben wir Ihnen in den letzten zwei Ausgaben bereits das Visual World Café und die Visual Walt Disney-Methode vorgestellt. Auch die Ausgabe 20 der Visual Selling® Sommerakademie befasst sich mit einer Workshoptechnik, die Co-Creation-Prozesse fördert: Das Visual Design Thinking.

Eingebettet sind diese in 24 Methoden und Modelle, die Ihr Business noch erfolgreicher machen. Genau das ist die Visual Selling® Sommerakademie.

Experten-Tipp: Als Abonnent dieser Serie erhalten Sie zusätzlich per Post einen Ordner und Sammelkarten zu den Themen, inklusive der visuellen Erklärung. So können Sie schnell nachsehen und besser Entscheidungen treffen.

(Interesse „Special: 24 Modelle und Methoden“ ankreuzen und Anschrift angeben)

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Visual Selling® RethINK Business Process

Alle vorgestellten Methoden und Modelle wurden in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht, durch die Sie strukturiert und somit zielorientiert und erfolgreich handeln können. Diese Reihenfolge wird durch den Visual Selling® RethINK Business Process beschrieben. Er ist das Ergebnis aus jahrelangen Beobachtungen, die wir in unseren Projekten bei Kunden unterschiedlichster Branchen machen konnten. Diese zeigten, dass – abgesehen von spezifischen Unterprozessen – ein Vorgehen immer eingehalten wird.

So konnten wir 4 Hauptphasen ausfindig machen:

  1. Discover
  2. Visualize
  3. Co-Create
  4. Win / Roll-Out

Bevor ein Projekt gestartet wird, muss eine Basis geschaffen werden, auf der eine gute Lösung aufgebaut werden kann. Diese wird durch das Ergründen des eigentlichen Problems, des Kernproblems erzeugt. Hierfür stellte die Visual Selling® Sommerakademie einige hilfreiche Methoden zur Verfügung. Wichtig ist es, dieser ersten Phase – Discover – ausreichend Zeit einzuräumen. Je gründlicher hier gearbeitet wird, desto besser wird später das Ergebnis.

Im zweiten Schritt sollen die Erkenntnisse, das resultierende Projekt, dessen Ziele Mitarbeitern, Kunden oder Geldgebern präsentiert werden. Es geht darum, dass z.B. die Notwendigkeit des Projektes durch alle Betroffene verstanden wird. Aber auch Mitstreiter oder Investoren sollen an dieser Stelle gewonnen werden. Neben dieser Präsentation müssen aber auch die Ergebnisse so aufbereitet werden, dass mit ihnen im nächsten Schritt weitergearbeitet werden kann. All dies geschieht in der Visualize-Phase.

Die gut dargestellten Fragestellungen und Ideen aus der Discover-Phase werden nun benötigt, um im Team Lösungsansätze zu erarbeiten. Hierfür sind Workshops sinnvoll, die im Wechsel mit stillem Arbeiten beste Ergebnisse erzielen. Teams sollten hierfür interdisziplinär sein und können auch über Unternehmensgrenzen hinweg gehen. Das ist die Co-Create-Phase.

Schließlich geht es wiederum um das Präsentieren, aber auch um Sichtbar- und Haltbarmachen von Ergebnissen. Um die Lösung nachhaltig realisieren zu können, muss sie ansprechend, klar und verständlich dargestellt werden. Das geht am besten mit Visualisierungen. Auch Kunden werden dadurch gut angesprochen, die von dem neuen Produkt oder der neuen Dienstleistung erfahren sollen. Das ist die Win-Phase.

Design Thinking

Heute geht es noch einmal in die Co-Create-Phase. Im Team sollen gute Lösungen für ein Problem erarbeitet werden. Es soll etwas völlig Neues entwickelt, eine Innovation geboren werden. Das geht am besten mit einer ganz besonderen Methode: Visual Design Thinking.

In den letzten Beiträgen haben Sie bereits das Visual World Café und die Visual Walt Disney-Methode kennengelernt. Die heutige Methode ergänzt diese beiden wunderbar. Dabei verlangt sie unter Umständen einen kompletten Kulturwandel im Unternehmen. Zudem handelt es sich nicht um einen einzelnen Workshop, so wie es häufig angenommen und auch praktiziert wird. Den besten Nutzen erzielt man aus der Methode in einem umfangreichen Projekt, das über mehrere Wochen bis hin zu Jahren dauern kann.

Da das Visual Design Thinking auf dem allgemeinen Design Thinking beruht, soll zunächst dieses erklärt und beschrieben werden. Im Anschluss daran erfahren Sie, wie das Visual Design Thinking noch mehr aus dem Prozess herausholt und ihn sogar beschleunigen kann.

„Design Thinking ist eine systematische Herangehensweise an komplexe Problemstellungen aus allen Lebensbereichen. Im Gegensatz zu vielen Herangehensweisen in Wissenschaft und Praxis, die Aufgaben von der technischen Lösbarkeit her angehen, steht hier der Mensch im Fokus.“
HPI Potsdam (2)

Entstanden ist die Methode ursprünglich im weltweiten Austausch der Menschen mit dem Ziel, Neues zu schaffen. Dabei ging es vor allem um die Entwicklung von Designs. Hier stellt sich immer die Frage: Wie muss ein Design gestaltet sein, um sowohl optisch als auch haptisch ansprechend und gleichzeitig funktional zu sein?

Es geht also zentral um den Menschen, der ein Produkt nutzen soll. Hieraus entwickelte sich eine ganz besondere Denkweise, die schließlich durch IDEO benannt wurde: Design Thinking. (2) Mit dieser Sichtweise eines Designers wird die Art und Weise, wie Produkte, Dienstleistungen, Prozesse und Strategien entwickelt werden, verändert. (3)

Grundelemente des Design Thinking

Gemäß Gürtler & Meyer (4), sowie HPI Potsdam (1) basiert die Methode auf drei elementaren Säulen. Ohne diese würde es nicht funktionieren. Diese sind

  1. Menschen mit vielfältigen Interessen und unterschiedlichem Wissen,
  2. Räume, die zu Kreativität anregen und flexibel gestaltet werden können,
  3. Ein iteratives Vorgehen, das neue Denk- und Handlungsmöglichkeiten eröffnet und erlaubt.

Um Innovationen zu schaffen, müssen Problemstellungen aus möglichst vielen Blickrichtungen und Perspektiven heraus betrachtet werden. Die beteiligten Menschen müssen dazu in der Lage sein, über den eigenen Tellerrand hinwegzuschauen. Sie sollen ein Interesse daran haben, mit anderen gemeinsam zu arbeiten und dazu bereit sein, völlig neue Ansätze zu finden.

Aus diesem Grund ist es wichtig, Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammenzustellen. Sie sollen neugierig und interessiert für andere Themenbereiche sein, als die, in denen sie beruflich oder privat bereits Experte sind. Gleichzeitig sollen sie sich selbst ein breites Wissen angeeignet haben. Dabei sollen die Teams jedoch nicht größer als 6 Personen sein. (4) (1)

Die Räumlichkeiten müssen so geschaffen sein, dass sie Kreativität fördern. Vordergründig sollen sie somit die Zusammenarbeit der Menschen unterstützen, aber auch jeden einzelnen positiv anregen. Gleichzeitig müssen sie jedoch auch den unterschiedlichen Arbeitsmodi gerecht werden. Neben den kreativen Phasen müssen Phasen der ungestörten Arbeit, das Ermöglichen von Telefonaten, sowie Pausenzeiten berücksichtigt werden. Auch der ungestörte Austausch mit Kollegen muss möglich sein.

Entsprechend sollen die Räumlichkeiten für jeden Moment die geeigneten Bereiche bereithalten. Gleichzeitig müssen sie so flexibel gestaltet sein, dass sie schnell abgeändert werden können, um der jeweiligen Phase und vor allem den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Mobiles Mobiliar, ausreichende Abstell- und Präsentationsflächen, ausreichende Materialien, aber auch die geeignete Musik ermöglichen dies. (4) (1)

Das Vorgehen selbst ist das, was sich aus der Erfahrung und der besonderen Denkweise von Designern heraus entwickelt hat. Es besteht aus 6 Schritten, die iterativ durchlaufen werden. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch, für den eine Lösung gefunden werden soll. Und dabei geht es nicht nur um irgendeine Lösung, sondern um die bestmögliche. Aus diesem Grund ist das Denken im Unmöglichen wichtig. Dies wiederum verlangt nach einer sehr offenen Fehlerkultur. (1)

Visual Selling® Sommerakademie: 20 - Visual Design Thinking - Herausforderung

Das Vorgehen

Mit dem Design Thinking Ansatz sollen völlig neue Denk- und Lösungsansätze ermöglicht werden. Um dies zu erreichen, haben sich über die Jahre bestimmte Phasen etabliert. In allen steht der spätere Anwender im Mittelpunkt. „Human-Centered Design“, wie es IDEO nennt. (2)

Besonderes Augenmerk liegt daher auf den ersten Phasen, in denen es um die Ergründung des Problems geht. Aber auch im weiteren Verlauf wird hoher Wert auf den menschenzentrierten Fokus gelegt, weshalb Ideen auch wieder verworfen werden und der Prozess von jeder Phase aus wieder in vorhergehende Phasen oder sogar gänzlich neu begonnen werden kann.

Diese Phasen sind (4) (1):

  1. Verstehen
  2. Beobachten bzw. Erforschen
  3. Synthese der Erkenntnisse
  4. Ideengenerierung
  5. Prototyping
  6. Testen

Doch bevor es tatsächlich losgeht, muss eine passende Fragestellung, die „Design Challenge“, gefunden werden. Hierbei geht es darum, die zu lösende Problematik zu beschreiben und einen Lösungsraum zu eröffnen, der zwar fokussiert auf einen bestimmten Bereich und eine bestimmte Zielgruppe, gleichzeitig jedoch auch offen genug ist, Kreativität und Neues, bisher völlig Unbekanntes, zuzulassen. (4) Gürtler & Meyer (4) geben hierfür die folgenden 4 Beispiele:

  • Wie lassen sich (Teilzeit-)Arbeit und Familie für berufstätige Mütter und Väter besser miteinander verbinden?
  • Wie lassen sich Reisekosten für Geschäftsreisende einfacher und effizienter verbuchen?
  • Wie können schon Kleinkinder, die noch nicht lesen können, für die Notwendigkeit der Mülltrennung sensibilisiert werden?
  • Wie lässt sich das neue Jugendzentrum in einem Berliner Problemviertel besser in den Alltag der Jugendlichen integrieren?

Es wird deutlich, dass in den Fragen immer der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Vordergrund steht. Die Lösung soll diesen Menschengruppen helfen und ihnen den Alltag erleichtern. Dabei gibt die Fragestellung einen guten Rahmen für die Denkrichtung, gibt jedoch keine Lösung vor.

Darüber hinaus weisen Gürtler & Meyer (4) darauf hin, die Erwartungen des Auftraggebers in der Vorarbeit des Projektes zu erfragen. Diese müssen im Projekt berücksichtig werden. Es muss jedoch auch sichergestellt werden, dass diese Erwartung mit dem Design Thinking-Projekt in Einklang gebracht werden können. Denn es gibt keine Garantie für das Herausbringen bahnbrechender Innovationen oder für das Gelingen des Projektes, so Gürtler & Meyer (4) weiter.

Visual Selling® Sommerakademie: 20 - Visual Design Thinking - Vorgehen

Verstehen

In dieser ersten Phase des Design Thinking Prozesses geht es darum, das Problem gänzlich und korrekt zu verstehen. Die Design Challenge wird daher hier nochmals geprüft und mit dem Auftraggeber gemeinsam sichergestellt, dass alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis zur Frage und zum Ziel haben. Dieser Schritt ist sehr wichtig, um später nicht in die falsche Richtung loszulaufen.

Ob jedoch im Endergebnis ein neues Produkt, eine neue Dienstleistung, eine neue Methode oder vielleicht sogar ein neues Unternehmen entsteht, spielt an dieser Stelle keine Rolle. Entsprechende Wünsche und Vorstellungen sollten nicht mit in den Prozess genommen werden, da dies die Kreativität und Lösungsfindung einschränken würde. Denn vielleicht liegt die perfekte Lösung gerade in einem ganz anderen Bereich als zuvor gedacht. Es geht schließlich beim Design Thinking um das Denken in neuen Dimensionen und somit um das Finden von bisher Unbekanntem.

Zudem muss in diesem Schritt eine Projektplanung erfolgen. Es ist daher nicht mit einem Workshoptag oder einer Woche getan, so wie von Vielen angenommen und praktiziert. Ein guter Design Thinking Prozess kann mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre benötigen. Denn innovative Lösungen verlangen ein Denken um viele Ecken. Manche ergeben sich erst im Laufe der Zeit durch Zwischenlösungen oder die Erfindung anderer Elemente, die dann wieder näher zur Lösung führen.

Um jedoch das Projekt nicht uferlos werden zu lassen, ist eine gute Planung zu Beginn des Projektes unumgänglich. Sie gibt den Rahmen vor, berücksichtigt Abgabe- und weitere Termine, bezieht die Kapazitäten der Beteiligten ein. Zudem werden Interviews oder Vor-Ort-Besichtigungen geplant und vorbereitet. Termine mit Nutzergruppen müssen gemacht werden oder entsprechende Events geplant werden. (4)

Schließlich geht es in dieser Phase auch darum, ein gutes Verständnis der Thematik zu erzielen. Alle Beteiligten sollen sich ein gutes Wissen aneignen, um kompetent gegenüber Interviewpartnern auftreten zu können, aber auch bessere und vertiefende Fragen stellen zu können. Gleichzeitig erleichtert es das Verständnis der Situation der Betroffenen. Gürtler & Meyer (4) nennen dies „zum Sofortexperten werden“.

Visual Selling® Sommerakademie: 20 - Visual Design Thinking - Verstehen

Beobachten / Erforschen

Nun geht es an das genaue Verstehen der Problematik aus Sicht der Betroffenen, also der Menschen, für die eine neue Lösung gefunden werden soll. Der Kern des Problems soll gefunden werden. Was genau ist die aktuelle Schwierigkeit? Wie fühlt sich das an? Wonach sehnen sich die Betroffenen? Was wünschen sie sich?

Um diese und weitere Fragen zu klären, ist es äußerst wichtig, Betroffene selbst zu befragen. Dabei muss unbedingt ein echtes Interesse am Menschen und dessen Bedürfnissen bestehen. Der Interviewende muss völlig unvoreingenommen an das Gespräch herangehen und auch im Gespräch neutral bleiben. Er darf nicht interpretieren, sondern muss Unklarheiten, die sich beispielsweise aus Gesagtem, Gestik und Mimik ergeben, hinterfragen und die dahinterstehenden Gedanken vom Befragten erfahren.

Wir empfehlen, dass Interviewer sich im Vorfeld mit Fragetechniken beschäftigen und das Hinterfragen geübt haben. Auch wenn es leicht aussieht, es ist für den Erfolg entscheidend, im richtigen Moment die genau passenden Fragen zu stellen. Denn Menschen fällt es häufig schwer, das tatsächliche Problem zu benennen – und das ist keine böse Absicht. Daher sollte der Interviewer erkennen, wenn Informationen gelöscht oder vernebelt werden, rote Heringe geworfen werden oder sonstige Versuche unternommen werden, den Fragenden auf den falschen Weg zu bringen.

Von uns empfohlene Fragetechniken sind der Visual Selling® Discovery Punch und MESPAL©. Im Gegensatz zu anderen Methoden stellen Sie den Gesprächspartner in den Mittelpunkt – genau das, was auch Design Thinking verlangt. Sie lassen zudem die Menschen das Problem von verschiedenen Blickrichtungen betrachten und berücksichtigen alle logischen Ebenen nach Dilts.

So wird zunächst das Umfeld, der Kontext des Problems erfasst. Dann geht es in die Aktionen, die ausgeführt werden. Die dahinterstehenden Werte der Menschen werden ermittelt, deren Identität und Wünsche. Schließlich wird das eigentliche Problem und dessen Auswirkungen identifiziert. All das wird benötigt, um schließlich eine passende Lösung finden zu können. Direkt einsteigen können Sie übrigens beispielsweise in dem Workshop „MESPAL© für Vertrieb und Führung“ der Fritsch Akademie.

Neben den Betroffenen können auch andere Stakeholder, aber auch Menschen, die in anderer Weise in Zusammenhang mit der Problemstellung stehen, interviewt werden. Der Mix aus allen Antworten kann tiefgehende Erkenntnisse hervorbringen. (4)

Zusätzlich zu den Interviews raten Gürtler & Meyer (4) auch zu Beobachtungen vor Ort, das Selbst-Ausprobieren oder Online-Recherchen. Fotografien oder Videoaufzeichnungen der Umgebung und Aktivitäten der Betroffenen oder der fraglichen Situationen können auch später noch bei der Ideenfindung helfen und Verborgenes sichtbar machen.

Visual Selling® Sommerakademie: 20 - Visual Design Thinking - Beobachten

Synthese der Erkenntnisse

In der vorherigen Phase wurden zahlreiche Informationen gesammelt. All diese gilt es nun, zusammenzuführen, zu strukturieren und zu priorisieren. Der Blick auf die Thematik soll geschärft und gleichzeitig auf das Gesamte ermöglicht werden.

Hierzu ist es zunächst wichtig, dass alle Teammitglieder ihre Erkenntnisse den anderen vortragen. Gürtler & Meyer (4) empfehlen, dies aus Sicht der Betroffenen zu tun, um so besser deren Gefühle wiedergeben zu können. Es ist somit Schauspielkunst gefragt. Dadurch soll es allen Beteiligten leichter gemacht werden, die tatsächliche Problematik zu verstehen. (4)

Zudem müssen die Informationen sichtbar gemacht werden. Fotos und andere Materialien werden aufgehangen, Ideen und Informationen aufgeschrieben (auf Post-Its) und ebenfalls für alle sichtbar gemacht. Aus diesen müssen nun die wirklich wichtigen Informationen, die wirklich wichtigen Erkenntnisse und die wirklich notwendigen Bedürfnisse der Betroffenen herausgefiltert werden. Dieser Schritt verlangt Übung und Erfahrung. Jedoch kann auch später immer wieder hierher zurückgefunden werden, sollte im späteren Verlauf festgestellt werden, dass die getroffenen Entscheidungen nicht richtig waren. (4)

Um dies zu erleichtern empfehlen Gürtler & Meyer (4) folgende Methoden:

  • 2×2 Matrix
  • Venn-Diagramm
  • Storyboard
  • Persona
  • Zeitachse
  • Empathy-Map

Aber auch weitere Methoden sind möglich, wenn sie erfolgversprechend sind. Ziel ist es, einen Point of View (POV) zu erhalten. Dieser „besteht aus einer oder mehreren Persona, deren Bedürfnissen und den wichtigsten damit zusammenhängenden Informationen aus der Recherchephase.“ (4) Aus diesem heraus wird nun eine konkrete Frage formuliert. Sie dient als Basis für die weitere Arbeit und zur Ideenfindung.

Visual Selling® Sommerakademie: 20 - Visual Design Thinking - Synthese

Ideengenerierung

Nach einer durchaus ausgedehnten Phase der Recherche kann es nun an die Ideengenerierung gehen. Ideen aus vorherigen Phasen können jetzt wieder aufgegriffen und weiterentwickelt oder auch verworfen werden, wenn das Ergebnis der Synthese eine andere Richtung bewirkt hat.

Gleichzeitig geht es nun in Einzelarbeit oder auch in Workshops darum, möglichst viele Ideen zu sammeln. Diese dürfen und sollen fantasiereich sein und müssen nicht sofort als realisierbar gelten. In dieser Phase geht es nicht darum, zu bewerten. Sie kann gleichgesetzt werden mit der Phase des Träumers in der Visual Walt Disney-Methode. Kritik und Wertung sind hier fehl am Platze und völlig unerwünscht.

Eine Methode, um auf möglichst viele Ideen zu kommen, ist das Brainstorming. Dabei sollen folgende Regeln eingehalten werden (4):

  • Ideen sollen weiterentwickelt werden, eine Bewertung oder Diskussion erfolgt nicht
  • Es darf im bisher Unmöglichen gedacht werden
  • Es spricht immer nur einer, jedoch zügig
  • Je mehr Ideen, desto besser

Wurde die Phase der Ideenfindung – die immer zeitlich begrenzt sein sollte, beendet, müssen die gefundenen Ideen sortiert und priorisiert werden. Es geht darum, eine kleine Auswahl zu treffen, um später mit dieser weiterzuarbeiten. Bei der Auswahl muss natürlich wieder der betroffene Mensch im Mittelpunkt stehen. Inwiefern würde die Idee sein Problem lösen? Kann es durch die Zielgruppe akzeptiert werden? Wie erfolgt die Integration in den gewohnten Rhythmus?

Diese und weitere Fragen können bei der Auswahl helfen. Alle Ideen, die zunächst nicht weiterverfolgt werden sollen, müssen nicht sofort verworfen werden. Sie können in einen Ideenpool gebracht werden, um nicht verloren zu gehen. Am Ende sollen maximal 3 Ideen weiterverfolgt werden.

Visual Selling® Sommerakademie: 20 - Visual Design Thinking - Ideengenerierung

Prototyping

Diese Ideen werden nun als Prototyp entworfen und für alle Teilnehmer konkretisiert. Dabei geht es nicht nur um das Bauen mit verschiedenen Materialien. Auch Rollenspiele können als Prototyp dienen, insbesondere, wenn es sich um eine neue Dienstleistung handelt. Ebenso können Lego-Welten genutzt werden, aber auch alle anderen Materialien und Möglichkeiten, durch die die neue Idee sichtbar gemacht werden kann. (4)

Aus diesem Grund müssen in einem Design Thinking-Raum möglichst viele Materialien in ausreichender Menge vorhanden sein. Die Teilnehmer müssen kreativ werden können, ohne eingeschränkt zu werden. Zudem soll ein Prototyp möglichst schnell entstehen können.

Das Ziel ist es, etwas verständlich zu machen. Aus diesem Grund soll der Prototyp nicht perfekt sein. Er muss so gestaltet sein, dass er die Idee gut umsetzt, sodass alle Teilnehmer verstehen, wie es aussehen oder funktionieren soll. Doch er muss auch verändert und verworfen werden können. Wäre der Prototyp schon so perfekt, dass er quasi fertig ist, würde ein Kritisieren oder Entgegenentscheiden sehr schwerfallen. Zudem wäre bereits viel Zeit investiert worden, die unter Umständen unnötig war. (4)

Daher: Nur so viel wie nötig.

Visual Selling® Sommerakademie: 20 - Visual Design Thinking - Prototyping

Testen

Ist der Prototyp fertig, muss er getestet werden. Auch hier fällt es leichter, Kritik zu äußern, wenn der Prototyp noch sehr rudimentär ist. Wird in den ersten Tests die Idee als gut befunden, kann sie weiterentwickelt und der Prototyp so immer besser entwickelt werden, bishin zum fertigen Produkt oder zur fertigen Dienstleistung. Werden jedoch Schwachstellen sichtbar, können diese schnell korrigiert werden bzw. eine neue Idee, eine neue Lösung gefunden werden. (4)

Auf diese Weise wird iterativ die bestmögliche Lösung gefunden. Dabei kann ein komplettes Design Thinking-Projekt zu jeder Zeit mehrere Sprünge zurück zu vorherigen Schritten, sogar vom Testen in die erste Phase, das Verstehen, beinhalten. (4)

Visual Selling® Sommerakademie: 20 - Visual Design Thinking - Testen

Visual Design Thinking

Designer denken in Formen, in Farben, in Mustern. Aus diesem Grund gehören Visualisierungen zu ihrem Handwerkszeug. Ein Blick auf die Webseite und in den Blog von IDEO (5) zeigt dies deutlich auf. Visualisierungen finden sich hier überall.

In unserer Beobachtung von Design Thinking Workshops unserer Kunden konnten wir jedoch feststellen, dass kaum Bilder zum Einsatz kommen. Die teilnehmenden Menschen schreiben Ideen, Fragen, Lösungsvorschläge auf Post-Its. Sogar in der Arbeit mit Studierenden, selbst wenn sie aus dem Bereich Marketing kommen, wurde durch die Teilnehmer auf Visualisierungen verzichtet.

Jedoch bewirken erst Visualisierungen Klarheit und ein gutes gemeinsames Verständnis. Darauf weisen auch Gürtler & Meyer (4) immer wieder hin. Es wird viel Potential verschenkt, wenn hierauf verzichtet wird. Viele Missverständnisse entstehen, die teilweise erst sehr spät erkannt und somit einen erheblichen Teil der Arbeit zunichte machen. Zudem werden schnell Ideen verworfen, weil sie falsch verstanden werden, oder Vorschläge zusammengefasst, in der Meinung, es handele sich um dieselben Gedanken.

Um dies bewusst zu machen, entwickelten wir das Visual Design Thinking. Dabei wird den Beteiligten von Anfang an deutlich, dass es nicht um das vielleicht schon gewohnte Verfahren geht. Sie sind offener einem neuen Vorgehen und neuen Verhaltensweisen gegenüber. Wir lassen nun die Teams all ihre Ideen vorrangig visualisieren und nur durch Stichpunkte, Tags oder Hinweise versehen.

Dieser Prozess fördert noch mehr Kreativität und bessere Ideen. Denn durch das Visualisieren geht das Gehirn automatisch in den kreativen Arbeitsmodus. Genau hier werden Ideen erzeugt, die auch über bisher Bekanntes hinausgehen. Zusammen mit dem Stift in der Hand, der über das Papier oder Tablet gleitet und Neues in Bildern entstehen lässt, wird die Barriere, werden Ängste überwunden und wird Freiraum für Innovation geschaffen.

Ausblick

Heute haben Sie mit dem Visual Design Thinking ein sehr mächtiges Tool kennengelernt, um kreativ auch völlig neue Ideen für Ihr Unternehmen erschaffen zu können. Doch damit verlassen wir immer noch nicht die Co-Create-Phase. Denn zwei weitere spannende Themen gibt es noch, die wir Ihnen für Ihre Zusammenarbeit nicht vorenthalten wollen: Blueprint und SCRUM.

Im Anschluss daran wird es in der WIN-Phase nochmal hochinteressant. Hier haben wir neben den Methoden aus der Visualize-Phase, die auch jetzt Anwendung finden, zwei ganz besondere Vorgehen bereitgestellt. Dann ist die Visual Selling® Sommerakademie auch schon an ihr Ende gelangt. Freuen Sie sich also auf vier weitere Ausgaben!

Experten-Tipp: Verpassen Sie keine Ausgabe und erhalten Sie zusätzlich alle Methoden visuell aufbereitet als Sammelkarte in einem schönen Sammelordner. Abonnieren Sie dazu gleich die Visual Selling® Sommerakademie.

(Interesse: „Special: 24 Modelle und Methoden“ ankreuzen und Anschrift angeben)

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Übung

Suchen Sie sich ein Problem aus ihrem Alltag, ganz egal, ob beruflich oder privat. Es sollte etwas sein, das nur Sie betrifft. Führen Sie mit diesem Problem einmal für sich die Schritte des Visual Design Thinking durch. Denken Sie dabei immer an das Visualisieren.

Sie können auch Personen hinzuholen und gemeinsam die Methodik testen. Vielleicht haben Sie im Unternehmen aber sowieso gerade eine Fragestellung, zu der das Visual Design Thinking passt. Dann starten Sie doch gleich das Projekt und finden Sie zu der für sie perfekten Lösung.

Meine Meinung dazu

Works Cited

  1. HPI Potsdam. Was ist Design Thinking? Hasso-Plattner-Institut. [Online] [Cited: Oktober 18, 2019.] https://hpi.de/school-of-design-thinking/design-thinking/was-ist-design-thinking.html.
  2. IDEO LP. History. IDEO DesignThinking. [Online] [Cited: Oktober 18, 2019.] https://designthinking.ideo.com/history.
  3. IDEO LP. Design Thinking Defined. IDEO Design Thinking. [Online] [Cited: Oktober 18, 2019.] https://designthinking.ideo.com.
  4. Gürtler, Jochen and Meyer, Johannes. 30 Minuten Design Thinking. Offenbach : GABAL Verlag GmbH, 2013. Amazon: https://amzn.to/38byZ53
  5. IDEO LP. The Octopus. IDEO. [Online] [Cited: November 8, 2019.] https://www.ideo.com/blog.